Feedback von Lukas und Ulli
Ginna
oder wie ich auf eine dralle Blondine aus Kärnten kam

Vielleicht hole ich zunächst etwas aus, um Ihnen als Leser einen kleinen Eindruck meiner Welt vor
Ginna zu vermitteln. Ja, es gibt eine Zeitrechnung vor und eine Zeitrechnung nachdem sich die
etwas gut gebaute Haflingerstute ihren fixen Platz in unseren Herzen erobert hat. Es ist noch nicht
all zu lange her, da habe ich, etwas in Gedanken versunken, zu meiner Frau gesagt:“ Ginna gehört
zu meinem Glück“, und das ist nicht gelogen, aber dieses Glück haben wir uns sehr hart und
konsequent erkämpft.
Meine Frau und ich, wir haben gemeinsam zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter, zwei Katzen
und zwei Schildkröten, die derzeit im Kühlschrank überwintern aber ansonsten bei uns im
bescheidenen Garten herumkriechen. Es ist also nicht übertrieben uns den Titel „Heim für Tiere“ zu
verleihen. Doch ich habe zu diesem Zeitpunkt die Rechnung ohne das Pferdevirus gemacht. Als ich
meine Frau kennengelernt habe, hatte sie einen wahren Pferdemethusalix, einen 35 Jahre alten
Huzulen, der bei seinem Ableben eine riesige Lücke hinterlassen hat. Der einzigartige Charakter
von Pez könnte nie durch ein anderes Pferd ersetzt werden. Mir war aber nicht im geringsten
bewusst wie resistent dieser Virus wider jede Vernunft ist. Das Leben hat uns, wie eingangs schon
erwähnt, zwei Kinder geschenkt, doch vor ungefähr drei Jahren hat meine Frau begonnen Willhaben
für sich zu entdecken und regelmäßig nach Pferden zu suchen. War die Suche anfangs noch von „in
unserer Lebenssituation ist ein Pferd unrealistisch“ begleitet, schlug das Schicksalspendel schon
bald in die andere Richtung aus und es herrschte der Grundtenor „wenn nicht jetzt wann dann“ vor.
Und nach ein paar enttäuschenden Anläufen schob mir meine Frau eines abends das Handy über
den Tisch und das Dispaly zeigte das Bild einer Blondine. Was ich damals noch nicht wusste, dass
ich mit dieser Blondine in naher Zukunft meine spärliche Freizeit verbringen würde. So kam der
Tag, an dem meine Frau begleitet von Gewitter und Sturm den Weg antrat die Haflingerstute Ginna
zu besuchen. Und wie wäre es anders zu erwarten gewesen, es flogen die Herzen und Ginna war das
eine Pferd, das Herz meiner Frau auf ewig zu binden. Ginna war ein artiges Pferd, das nicht durch
Blitz und Donner zu beeindrucken war, dass man ihr einen Leckstein aufgehängt hat, ist meiner
Frau damals entgangen. Egal, Ginna war die Auserwählte, die in unserer kleinen Familie den Posten
des Familienpferdes bekleiden sollte. Schon die weiteren Besuche bei Ginna mit Pferdefreundinnen
liefen nicht mehr so glatt und es dämmerte meiner Frau, dass Ginna einen sehr eigenwilligen Kopf
hatte. Der Deal wurde besiegelt und dank des sehr guten Appetits von Ginna wurde sie erfolgreich
mit viel Guzis in den Hänger verladen und in ihre neue Herde übersiedelt. Dann war sie da und
nach und nach wurden wir aus unserem Traum gerissen und mit der Pferderealität konfrontiert.
Nachdem meine Frau schon vor langer Zeit die Bekanntschaft mit Horsemanship gemacht hat, gab
es Materialien, die aber nur auf VHS und Audiokassetten vorlagen. Aus kleinen Begleitbüchlein
konnten wir aber herauslesen, dass unser Neuzugang ein Leftbrain Intro Charakter reinster
Ausprägung war. Sie war von fast nichts zu beeindrucken, kein Rascheln und keine Maschine ließen
sie die Flucht ergreifen. Andererseits aber, und in diesem Punkt bin ich heute um ein vielfaches
schlauer, fordert Ginna ein schieres Übermaß an Leadership und als gute Stute und Mama von einer
unbekannten Zahl an Fohlen, fragt sie jedes Mal von neuem die Rangordnung ab. Zerknirscht und
frustriert, ob Ginna je das gewünschte Familienpony werden würde, besuchte meine Frau, auf der
Suche nach einem Konzept, bei Sieglinde einen Horsemanshipkurs. Es war Sieglinde, die uns als
Dolmetscherin erfolgreich half, mit unserem Pferd zu kommunizieren, die Körpersprache
erfolgreich zu lesen und zumindest ein bisschen deutlicher zu sein. Am Timing schrauben wir wohl
bis in alle Ewigkeit. Heute arbeiten wir mit einem mutigen, willigen und, besonders in der Rosse,
eigensinnigen Pferd. Obwohl es ein hartes Stück Arbeit war und ist, zählt Ginna zu unserem Glück
und wäre aus ihrer Rolle als „Familienpony“ nicht mehr wegzudenken. Viel Kraft und Ausdauer für
alle Left Brain Intros unter den Lesern, nicht aufgeben, sondern getreu dem Motto, der Weg ist das
Ziel, immer weiter machen!